Mittwoch, 22. April 1998

Tempel, Natur und irre Tänze



Endlich hatten wir es gebacken bekommen, uns ein Moped auszuleihen. Nach den ersten zwei Tempeln hatten wir die Schnauze voll vom Tempelgucken. Es war eine absolute Touriverarschung an der viele Weiße auf diesen berüchtigten Guided Trips teilnahmen. Guided Trip = viel Kohl, ohne wirklich was zu sehen. Natürlich bezahlt man in Dollars.

Wir sind dann einfach drauf los gefahren ins Grüne. Bali hat doch noch schöne Ecken. Wir kamen an Reisplantagen und kleinen Bauerndörfern vorbei und genossen plötzlich wieder das "Hallo Mister"! Naja, Mister ließen die meisten weg, das machte sie gleich noch viel sympathischer. Nachdem wir getankt - das hieß wieder zurück nach frag mich nicht, irgendeine größere Stadt - und gegessen haben - in einem dieser coolen Nasi-Läden - sind wir noch mal auf gut Glück losgefahren. Eine Straße entlang, die eher einem Feldweg mit riesigen Schlaglöchern glich. Überall wurde gebaut, worüber wir uns ganz schön gewundert haben. Was sollten diese riesigen Bauwerke zwischen armseligen Hütten, Reisfeldern und wunderschöner Natur?

Wir machten Rast an einem kleinen Bach bei einem Tempel wo Ganesha verehrt wurde. Elefantenköpfige Mutation, die Shivas (hübsch, sehr menschlich) Sohn sein soll. Ein Mann kam, guckte, sprach mit uns, hockte, wartete. Worauf? Als wir gingen sahen wir noch über unsere Schultern hinweg, daß er sich waschen wollte.

Es ging weiter durch Schlaglöcher, als der Weg plötzlich am Meer endete. Ein traumhaftes Fleckchen Erde - schwarzer Sand, wenig Müll, hohe Wellen, glasklares blaues Wasser - von dem ein Deutscher nur träumen konnte. Eine einsame Strohhütte stand am Strand, sonst einsam. Ein Mann suchte nach Muscheln, sonst war keiner zu sehen. In der Ferne sah man die Hotelklötze von Sanur Beach, weit genug entfernt um die Idylle zu stören. Ein Gewitter zog auf, so daß ich darauf drängte einen trockenen Unterschlupf zu finden.
Wir saßen in einem Kiosk zwischen vielen gackernden Hühnern. Ein kleiner Hund jaulte hinter dem Laden. Respektvoll hob ich immer dann die Füße, wenn Mama Huhn mit ihren Balgen vorbeistolzierte. Ein Typ kam und quatschte uns auf die übliche Art voll. Von wegen: "Where are you from, are you married, what's your name?" Später erzählte er uns auf indonesisch, daß sie Hotelklötze an ihren wunderschönen Strand stellen. Das waren also diese Baustellen. Er schien das gut zu finden. Touris bedeutet Arbeitsplätze, bedeutet Geld.
Es regnete nicht, wie uns das Mädchen vom Kiosk vorher schon mitteilte. Wir fuhren zurück. Bei der Mopedtour habe ich noch das geplante erreicht: Sonnenbrand auf den Schultern. Ich kann doch nicht blaß von sieben Wochen Indonesien nach Hause kommen! Abends haben wir uns das touristische Muß angeguckt: einen Legong-Tanz. Die übliche durchgedrehte Mucke, nur noch schneller, lauter als in Jawa und die Tänzer wie Roboter. Einstudiert halt - befremdend. Köm war fasziniert. Drei verschiedene Tänze wurden aufgeführt. Der zweite ähnelte mit dem Drachen und den Affen einer Zirkusvorstellung. Ah, da kommt Köm, vielleicht weiß er die Vorstellung positiv darzustellen!

Ich fands geil! Voll das hektische Gezappel und totale Chaosmucke. Hab mir im Kaufrausch noch ne CD mit Legong-Mucke geholt.

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