Samstag, 4. August 2012

Hikkaduwa

Mittwoch, 1. August 2012 - nach Hikkaduwa

So ein richtiger Ortswechsel frisst immer einen ganzen Tag auf. Im Zug sollte es von Negombo über Colombo nach Hikkaduwa gehen. Ich war gespannt, was da wieder alles so Interessantes passiert.

Pitti, mach dass unsere Bahnhöfe auch so aussehen!


Negombo Train Station

Der Zug nach Colombo war eher sowas wie eine bessere Straßenbahn. Schon ein richtiger Zug, aber die Sitze entlang der Außenwände angebracht und viel Platz zum stehen. Er hielt auch an jeder Milchkanne. Während der Fahrt alle Fenster offen, alle Türen offen! Drin im Zug gab es mal wieder die geballte Ladung Show: blinde Bettler; ein Kerl bringt ein riesiges Keyboard und einen Verstärker rein, setzt sich auf die Box, stöpselt es zusammen und beginnt Musik zu spielen; ein Gefangenentransport, zwei Polizisten mit jungen Kerlen in Knastikleidung, die mit Handschellen aneinander gekettet sind und die obligatorischen Nahrungsmittelverkäufer, die auch einfach so zusteigen und dann irgendwo wieder aussteigen. Also eine ganz durchschnittliche Zugfahrt, ganz ähnlich wie die S-Bahn von Bad Winninghausen nach Bornum Süd.

Und dann war da noch ein Bettler, der aussah wie Micha Steffen aus Linden - nur mit dunkler Haut und einem Bein weniger. Die Gesichter der Sri Lanker sind unseren ganz ähnlich, natürlich bis auf die Hautfarbe und dass manche Nasen etwas mehr in die Breite gehen als unsere. Nicht tiefergelegt, sondern ähnlich lang und breiter. Diese richtige asiatische Gesichtsform, die man so vor Augen hat, wenn man an Asien denkt, ... das geht wohl erst so ab Myanmar los.

Leider habe ich mich nicht getraut, in diesem Zug Fotos zu machen, geschweige denn, den Musiker zu filmen. Es wäre einfach unhöflich gegenüber den ganzen Leuten gewesen, die auch mit drauf gewesen wären.

In Colombo dann zwei Stunden Aufenthalt. Mein Gepäck habe ich im Locker Room gelassen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es keinen einzigen - in Zahlen: gar keinen - Computer auf diesem Bahnhof der Hauptstadt zu geben scheint. Alle Beamten - reichlich Beamte hier - haben in Büchern rumgekrickelt, immer mit Durchschlag. Damals, vor 20 Jahren, als ich noch bei Pelikan gearbeitet habe, habe ich mich immer gewundert, wer dieses blaue Abfärbepapier braucht, dass die da Megatonnenweise produziert haben. Das war damals bei uns schon ziemlich outdated. Hier siehst du das Zeug noch überall.

Diesel

Führerhaus

Draußen, vorm Bahnhof, gab es schmieriges Essen und mittelmäßig buntes Treiben. Das schmierige Essen habe ich dann der hiesigen Rabenpopulation überlassen. Eine Omma stellte sich plötzlich neben mich und stellte mir Fragen auf singhalesisch. Ich habe tausendfach mit den Schultern gezuckt und immer wieder gesagt, dass ich nix verstehe. Sie hat einfach weitergemacht. Erst durch massives Ignorieren konnte ich sie zum weiterbewegen bewegen. Aber eigentlich hätte sie mir auch weiter die Ohren vollquaken können, es hat sich sehr angenehm angehört.

vorm Bahnhof


Colombo World Trade Center - heißt wirklich so





Die Fahrt weiter nach Hikkaduwa war dann eher unspektakulär. Immer schön am Meer längs. Teilweise kam die Brandung bis ans Gleisbett ran.

Es schaukelte und rappelte und rumpelte und schüttelte uns alle durch und eine Oma stocherte sich dabei mit einer Sicherheitsnadel zwischen den Zähnen rum. Die verschiedenen Verkäufer hatten Nüsse, Luftballons, Getränke, Garnelen usw. im Gepäck. Ein Flötenspieler mit weißem Bart dudelte uns was vor. Der Dieselqualm der Lok räucherte alles im Zug gut durch. In Bentota kann man beim Warten auf den Zug am Bahnsteig Bananen pflücken. Da war die Oma aber schon längst eingeschlafen. Ich hoffe, sie hat die Sicherheitsnadel vorher aus ihrem Mund rausgenommen.

Auf der Fahrt habe ich kaum eine unbewohnte Stelle gesehen. Fast der ganze Uferstreifen scheint bebaut zu sein.




Nach der Ankunft am Bahnhof Hikkaduwa hat mich gleich Salim, ein humpelnder Sri Lanker, angesprochen. Er hat mich zu "seinem" Hotel gebracht, es war mir zu teuer. Gutes Hotel, und 4500 (30 Euro) für ein takko Zimmer mit Meerblick ist echt nicht zu viel. Trotzdem wollte ich nicht soviel ausgeben. Ich bin dann im Moon Beam gelandet für 3500 mit Meerblick und Frühstück.

Moon Beam view
Abends habe ich dann noch drei Spanier und einen Israeli getroffen. Der Israeli ist seit knapp vier Monaten unterwegs - Nepal, Indien, Sri Lanka. Er hat die Spanier in Colombo getroffen und sie sind zusammen zum surfen nach Hikka gefahren. Es gab Bier aus Teetassen, weil es hier ein seltsames Gesetz gibt, dass man bei Vollmond keinen Alkohol ausschenken darf. In Teetassen fällt das nicht so auf :) Nach ein paar weiteren "Tees" haben wir uns dann wieder getrennt. Als ich am "Mambo" vorbeikam haben mich die Einheimischen die da rumhingen zu einem weiteren Bier eingeladen. Der eine schien der Pausenclown der Truppe zu sein. Er schien die ganze Zeit Witze zu reißen und alle haben gelacht. Das alleine war schon so lustig, dass ich ständig mitlachen musste.


Danach bin ich nochmal los, um Wasser zu holen und habe mir Nachts um 0:00 zirka eine Stunde zusammen mit dem Bauleiter das Treiben auf seiner Baustelle angesehen. Das war echt Wahnsinn. Bei diesem Wetter kann man sowas auch wirklich nur Nachts veranstalten.

blau aufm Bau

Als ich gesagt habe, dass ich eigentlich nur Wasser holen wollte, hat er gleich einen seiner Schergen losgeschickt und er hat mir zwei Flaschen besorgt :)

Bauleiter und Kalkleiste
Samstag, 4. August 2012

In den Tagen bis heute habe ich kaum etwas unternommen. Einfach nur relaxt und gelesen und so. Ich habe Salim noch zweimal getroffen und er hat mir Horrorstories vom Tsunami 2004 erzählt und mir Citronella besorgt - das Zeug besorgt es den Mücken. Mücken sind aber kaum ein Problem derzeit. Aber wer weiß, was noch kommt. Beim üppigen Frühstück im Moon Beam stand der eine kleine Kellner immer neben mir, hat entspannt aufs Meer geglotzt und fing dann leise an vor sich herzusingen. Außerdem hat er mir noch eine Schildkröte gezeigt, die gerade ihren grün-schwarz gemusterten Kopf aus dem Wasser gestreckt hat.


Ich habe die vier Surfer dann nochmal ein paar Mal wiedergetroffen und bin dann heute zu denen ins "Rita's" umgezogen. Zum Einen, weil es deutlich günstiger ist (10 Euro, aber ohne Meerblick) und zum Anderen, weil hier einfach mehr los ist. In allen anderen Hotels oder Bars sieht man nie mehr als zwei Leute sitzen. Meist niemanden.

Die Surfer hauen aber heute Abend Richtung Arugam Bay ab. Schade. Es ist ihnen zu langweilig hier, weil man kaum surfen kann. Das Meer ist derzeit viel zu Rau.

Hochzeitsfotos am Strand

Aber die werden sich wahrscheinlich wundern, denn in Arugam Bay ist jetzt Hochsaison. Da muss man erstmal ein bezahlbares Hotel finden.

Gestern Nachmittag wollte ich dann endlich mal schnorcheln gehen - kein guter Plan. "Immer am Strand lang", wies man mich an. Nach circa drei Kilometern war ich angeblich endlich am Korallenstrand angelangt. Im Wasser war nix zu sehen und nach nur fünf Minuten und ständigem Meerwasser schlucken - weil die See so unruhig war - war ich total fertig und habe mich ohne große Umschweife zum Hotel bringen lassen. Später habe ich dann rausgefunden, dass der Korallenstrandabschnitt noch ein kleines bisschen weiter gewesen wäre. Ich werde es aber erst dann nochmal versuchen, wenn Poseidon seine Betablocker wiedergefunden hat.

Und gestern abend war ich dann auch im Rita und wir haben wieder zu fünft zusammengesessen. Eine Schildkröte kam vorbei und buddelte ein Loch um Eier hineinzulegen. Als dann aber zuviele Touris drumherumstanden, hat sie das Loch brav wieder zugemacht und ist zurück ins Wasser. Ein Local sagte uns, dass sie in 10 bis 15 Minuten wieder an etwas anderer Stelle an Land geht um einen nächsten Versuch zu starten. Good Luck, Turtle Mama!

2 Kommentare:

  1. gefällt mir sehr, bitte weiter so. (Scheune)

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  2. Ok, der Antrag für die Bahnhöfe ist gestellt.

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