Mittwoch, 22. bis Dienstag 28. August 2012
Die Fahrt per Bahn nach Batticaloa und weiter mit dem Bus nach Pottuvil zog sich endlos. 9:00 los, 20:00 Ankunft. Die dritte Klasse im Zug ist absolut in Ordnung. Das Tuk-Tuk von Pottuvil nach Arugam Bay war wirklich schwierig, der Fahrer war einfach frech. Erst wollte er, dass nur ich einsteige - ich hatte zwei Chinesen angesprochen, ob wir uns das Tuk-Tuk teilen wollten. Der Fahrer wollte nur mich mitnehmen, damit ein anderer Fahrer auch was verdienen konnte. Nix da! Dann hieß es, dass wir zuviel Gepäck haben und die Polizei das kontrollieren würde - wir sagten: just go! Am Ende wollte er 100 Rupies mehr, weil drei Leute und viel Gepäck - nope, 400 war abgemacht. Drei versuchte Abzocken in 10 Minuten - neuer Rekord!
Der Strand ging genau bis ans Wasser - was für eine Perfektion! Denn Arugam Bay liegt am Meer. Das ist dort, wo der Sand glüht, wenn es auf 11 Uhr zugeht. Dort, wo die Palmen und Hängematten sich der sanften Brise willenlos ergeben. Wo der Strom ausfällt und das Wasser trotzdem warm aus der Dusche rieselt. Und das ist auch dort, wo die Uhren einfach mal etwas langsamer gehen.
Der Strand hat seine Macken. Da, wo er badefähig ist, brettern dich meistens die Surfanfänger über den Haufen. Dort wo er nicht so gut ist, ist er etwas zu steil. Die sich überschlagenden Wellen brechen so spät, dass sie dich in den Sand stampfen. Aber das war mir wumpe, denn eine leichte Mittelohrentzündung verbot mir eh, ins Wasser zu gehen. Einmal war ich trotzdem drin.
Gleich am nächsten Morgen traf ich die vier Surfer aus Hikkaduwa wieder. Sie waren schon drei Wochen in Arugam Bay und kannten jeden Machaan hier. "Machaan" ist das, was die Locals sagen, wenn sie jemanden ansprechen. Es heißt "Freund". Ziv sprach alle und jeden so an. "Hey Machaaaaan!" Und wenn man so durch das Dorf latscht, dann hieß es nur noch "I go machaaning around a little".
An machen Abenden hingen wir mit 15 Machaans rum, an anderen Abenden blieb ich bei den Machaans im Guesthouse. Ich spielte mit den zutraulichen Baby-Streifenhörnchen-Machaans und quatschte mit Touristen-Machaans, den Tuk-Tuk-Machaans, den T-Shirt-Verkäufern, den Köchen und Restaurant-Machaans, mit Samatha (Machaal), der das Guesthouse gehört, wo ich wohnte. Oder ich las oder tat einfach G-A-R-N-I-X ! Das kann ich langsam schon ganz gut.
Irgendwann stand plötzlich der Montag auf der Matte und ich musste mit dem Nachtbus nach Colombo. Ganz übele Aktion, großer Fehler. Ich hatte zwei Tickets gekauft, damit ich mich nicht groß um meinen Rucksack kümmern musste, sondern ihn einfach direkt neben mir stehen hatte. Als der Bus voller wurde, erntete ich aber - glaube ich zumindest - ein paar böse Blicke, da ich ja einen Platz verschwendete. Was solls. Und an Schlaf war in dieser Blechschaukel nicht zu denken. Ein paar mal bin ich weggenickt, kam aber natürlich völlig gerädert um halb vier in Colombo an. Morgens, versteht sich. Was macht man, in der toten Großstadt? Das Gepäck zu schwer um einfach so aus Spaß rumzulatschen. Noch 13 Stunden bis der Flieger flattert.
Vorm Bahnhof in Reih und Glied Obdachlose. Die Gepäckaufbewahrung machte erst um fünf die Pforten auf. Dort stellte ich den Rucksack ab und begab mich in den Waschraum. Ich klebte, als hätte ich die ganze Nacht in einem Bottich mit Rübensirup gesessen. Ich wusch das Zeug ab, denn es karamelisierte schon unter den Armen. Keine Handtücher! Was soll's, hier laufen um diese Uhrzeit eh nur Penner rum - dann bin ich halt einer von denen mit den triefigen Klamotten.
Irgendwie habe ich die Zeit rumgekriegt... Buchladen, Kaffee trinken, anderer Stadtteil, usw.
Buchladen, weil ich ja noch einen Reiseführer für Indien brauchte. Natürlich ausverkauft - 'türlich Dicker. Also versuchte ich es anders und kaufte mir die PDF-Version online. Das hat Vorteile. Zum Beispiel wiegen die 27 PDF-Dateien ungefähr 1000 Gramm weniger als das gedruckte Wort. Und es ist auch 1300 Seiten dünner. Die Nachteile liegen auf der Hand bzw. auf der Festplatte, den SD-Karten und in der Dropbox - aber das hier ist ein Experiment. Vielleicht ist es ja doch ganz ok.
Pünktlich im Flughafen um zirka fünf vor Indien machten meine Badelatschen einen eher hoffnungsloses Gesicht. Wirtschaftlich waren sie ja schon lange überm Zenit. Jetzt aber waren Sie kurz vorm Totalschaden. Die strukturelle Integrität war kaum noch gegeben und sie würden definitiv bald in die nächste Bewusstseinsebene übergehen. Mein erster Auftrag in Chennai würde also der Latsche gelten. Privatdetekiv Ben Kato vor seiner größten Herausforderung. Nerven wie Drahtseile und ein Magen aus Stahl!
Fazit Sri Lanka
Go There! Sri Lanka ist schön, abwechselungsreich und die (meisten) Leute sind tierisch freundlich. Es ist etwas teurer als andere asiatische Länder und die Eintrittspreise für manche Sehenswürdigkeiten sind eine Frechheit. Dafür ist es vergleichsweise sauber und man kann sich sicher fühlen. Kaum bis gar keine Mücken. Keine lästigen Küchenschaben, Spinnen, Bettwanzen oder ähnliches Lumpenpack. Es gibt tolle Sachen zu sehen und die Insel ist klein und übersichtlich. Mit ein bisschen englisch kommt man völlig zurecht. Fahr Zug, fahr Bus, fahr Tuk-Tuk, Moped und Fahrrad. Quatsch die Leute an und lächle freundlich und geh weiter bei denen, die dir was andrehen wollen.
Plan mindestens eine Woche für Strand und den Rest für's Inland ein. Drei Wochen sind ok, zwei müssten auch gehen. Ob alleine, zu zweit oder mit kleinen Kindern - alles kein Problem. Geh nicht an die Strände, wo gerade Hochsaison ist - du wirst es bereuen und es wird eine tiefe Delle in deine Finanzenkurve schlagen. Wenn dein Zeitplan knapp ist, such dir einen Taxifahrer, der dich überall hinfährt und dich durchs ganze Land begleitet.
Motz nicht über kaputte Waschbecken und rostige Armaturen, verwaschene Flecken auf den Bettlaken, fehlende Duschwannen oder vergessene Bestellungen - es wird dich alles nicht umbringen. Genieß lieber den Charme eines blanken Betonbodens im Badezimmer. Noch ein Schlückchen Papayasaft? Lehn dich zurück, Schuhe aus, tief durchatmen... Ein breites Grinsen und dann: entspann dich. Aber zack-zack!
Nachtrag: nach endlosen Berechnungen, vierhundert Excel-Sheets, Knoten im Kopp und mathematischen Taschenspielertricks liegt nun 10 Minuten später die inflationsbereinigte Summe der Ausgaben für einen Monat Sri Lanka (ohne Flug) vor: 1001,29 € - alles im Plan!
Die Fahrt per Bahn nach Batticaloa und weiter mit dem Bus nach Pottuvil zog sich endlos. 9:00 los, 20:00 Ankunft. Die dritte Klasse im Zug ist absolut in Ordnung. Das Tuk-Tuk von Pottuvil nach Arugam Bay war wirklich schwierig, der Fahrer war einfach frech. Erst wollte er, dass nur ich einsteige - ich hatte zwei Chinesen angesprochen, ob wir uns das Tuk-Tuk teilen wollten. Der Fahrer wollte nur mich mitnehmen, damit ein anderer Fahrer auch was verdienen konnte. Nix da! Dann hieß es, dass wir zuviel Gepäck haben und die Polizei das kontrollieren würde - wir sagten: just go! Am Ende wollte er 100 Rupies mehr, weil drei Leute und viel Gepäck - nope, 400 war abgemacht. Drei versuchte Abzocken in 10 Minuten - neuer Rekord!
leckeres Klo am Busbahnhof in Batticaloa |
Der Strand ging genau bis ans Wasser - was für eine Perfektion! Denn Arugam Bay liegt am Meer. Das ist dort, wo der Sand glüht, wenn es auf 11 Uhr zugeht. Dort, wo die Palmen und Hängematten sich der sanften Brise willenlos ergeben. Wo der Strom ausfällt und das Wasser trotzdem warm aus der Dusche rieselt. Und das ist auch dort, wo die Uhren einfach mal etwas langsamer gehen.
meine zweite Hütte in A-Bay |
... mit Meerblick |
Der Strand hat seine Macken. Da, wo er badefähig ist, brettern dich meistens die Surfanfänger über den Haufen. Dort wo er nicht so gut ist, ist er etwas zu steil. Die sich überschlagenden Wellen brechen so spät, dass sie dich in den Sand stampfen. Aber das war mir wumpe, denn eine leichte Mittelohrentzündung verbot mir eh, ins Wasser zu gehen. Einmal war ich trotzdem drin.
Wow! |
Frühstück |
Gleich am nächsten Morgen traf ich die vier Surfer aus Hikkaduwa wieder. Sie waren schon drei Wochen in Arugam Bay und kannten jeden Machaan hier. "Machaan" ist das, was die Locals sagen, wenn sie jemanden ansprechen. Es heißt "Freund". Ziv sprach alle und jeden so an. "Hey Machaaaaan!" Und wenn man so durch das Dorf latscht, dann hieß es nur noch "I go machaaning around a little".
Lizard-Machaan |
Samantha's |
Matten |
An machen Abenden hingen wir mit 15 Machaans rum, an anderen Abenden blieb ich bei den Machaans im Guesthouse. Ich spielte mit den zutraulichen Baby-Streifenhörnchen-Machaans und quatschte mit Touristen-Machaans, den Tuk-Tuk-Machaans, den T-Shirt-Verkäufern, den Köchen und Restaurant-Machaans, mit Samatha (Machaal), der das Guesthouse gehört, wo ich wohnte. Oder ich las oder tat einfach G-A-R-N-I-X ! Das kann ich langsam schon ganz gut.
Freiluftbadezimmer |
einfach einfach - meine dritte Hütte |
Irgendwann stand plötzlich der Montag auf der Matte und ich musste mit dem Nachtbus nach Colombo. Ganz übele Aktion, großer Fehler. Ich hatte zwei Tickets gekauft, damit ich mich nicht groß um meinen Rucksack kümmern musste, sondern ihn einfach direkt neben mir stehen hatte. Als der Bus voller wurde, erntete ich aber - glaube ich zumindest - ein paar böse Blicke, da ich ja einen Platz verschwendete. Was solls. Und an Schlaf war in dieser Blechschaukel nicht zu denken. Ein paar mal bin ich weggenickt, kam aber natürlich völlig gerädert um halb vier in Colombo an. Morgens, versteht sich. Was macht man, in der toten Großstadt? Das Gepäck zu schwer um einfach so aus Spaß rumzulatschen. Noch 13 Stunden bis der Flieger flattert.
lecker Streetfood |
Vorm Bahnhof in Reih und Glied Obdachlose. Die Gepäckaufbewahrung machte erst um fünf die Pforten auf. Dort stellte ich den Rucksack ab und begab mich in den Waschraum. Ich klebte, als hätte ich die ganze Nacht in einem Bottich mit Rübensirup gesessen. Ich wusch das Zeug ab, denn es karamelisierte schon unter den Armen. Keine Handtücher! Was soll's, hier laufen um diese Uhrzeit eh nur Penner rum - dann bin ich halt einer von denen mit den triefigen Klamotten.
Irgendwie habe ich die Zeit rumgekriegt... Buchladen, Kaffee trinken, anderer Stadtteil, usw.
Colombo Postmoderne |
Buchladen, weil ich ja noch einen Reiseführer für Indien brauchte. Natürlich ausverkauft - 'türlich Dicker. Also versuchte ich es anders und kaufte mir die PDF-Version online. Das hat Vorteile. Zum Beispiel wiegen die 27 PDF-Dateien ungefähr 1000 Gramm weniger als das gedruckte Wort. Und es ist auch 1300 Seiten dünner. Die Nachteile liegen auf der Hand bzw. auf der Festplatte, den SD-Karten und in der Dropbox - aber das hier ist ein Experiment. Vielleicht ist es ja doch ganz ok.
Masken |
gleich geht's nach Indien!! |
Pünktlich im Flughafen um zirka fünf vor Indien machten meine Badelatschen einen eher hoffnungsloses Gesicht. Wirtschaftlich waren sie ja schon lange überm Zenit. Jetzt aber waren Sie kurz vorm Totalschaden. Die strukturelle Integrität war kaum noch gegeben und sie würden definitiv bald in die nächste Bewusstseinsebene übergehen. Mein erster Auftrag in Chennai würde also der Latsche gelten. Privatdetekiv Ben Kato vor seiner größten Herausforderung. Nerven wie Drahtseile und ein Magen aus Stahl!
Fazit Sri Lanka
Go There! Sri Lanka ist schön, abwechselungsreich und die (meisten) Leute sind tierisch freundlich. Es ist etwas teurer als andere asiatische Länder und die Eintrittspreise für manche Sehenswürdigkeiten sind eine Frechheit. Dafür ist es vergleichsweise sauber und man kann sich sicher fühlen. Kaum bis gar keine Mücken. Keine lästigen Küchenschaben, Spinnen, Bettwanzen oder ähnliches Lumpenpack. Es gibt tolle Sachen zu sehen und die Insel ist klein und übersichtlich. Mit ein bisschen englisch kommt man völlig zurecht. Fahr Zug, fahr Bus, fahr Tuk-Tuk, Moped und Fahrrad. Quatsch die Leute an und lächle freundlich und geh weiter bei denen, die dir was andrehen wollen.
Plan mindestens eine Woche für Strand und den Rest für's Inland ein. Drei Wochen sind ok, zwei müssten auch gehen. Ob alleine, zu zweit oder mit kleinen Kindern - alles kein Problem. Geh nicht an die Strände, wo gerade Hochsaison ist - du wirst es bereuen und es wird eine tiefe Delle in deine Finanzenkurve schlagen. Wenn dein Zeitplan knapp ist, such dir einen Taxifahrer, der dich überall hinfährt und dich durchs ganze Land begleitet.
Motz nicht über kaputte Waschbecken und rostige Armaturen, verwaschene Flecken auf den Bettlaken, fehlende Duschwannen oder vergessene Bestellungen - es wird dich alles nicht umbringen. Genieß lieber den Charme eines blanken Betonbodens im Badezimmer. Noch ein Schlückchen Papayasaft? Lehn dich zurück, Schuhe aus, tief durchatmen... Ein breites Grinsen und dann: entspann dich. Aber zack-zack!
Nachtrag: nach endlosen Berechnungen, vierhundert Excel-Sheets, Knoten im Kopp und mathematischen Taschenspielertricks liegt nun 10 Minuten später die inflationsbereinigte Summe der Ausgaben für einen Monat Sri Lanka (ohne Flug) vor: 1001,29 € - alles im Plan!
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