Sonntag, 22. September 2013

auf dem Weg nach Belize

Sonntag, 5. Mai 2013

Im Casita Carolina steige ich ab. Eine ledrige Alt-Kanadierin betreibt den Laden. 450 Mexi-Pesos = 26 Euro pro Nacht ist mal wieder ein Budgetkiller. Aber das Zimmerchen ist wirklich tacko. Hübsch mit Deko und so. Braucht kein Aas.

Casita Carolina in Bacalar - Aussicht auf den See
 
Casita Carolina in Bacalar - Palapa

Ein kleiner Walk durch das Städtchen - es ist ein verschlafenes Nest - bringt mich mal wieder zu einem Taco-Laden. Köst! Lich!

Abends treffe ich dann noch auf Ivan Jones, ein Rasta Man aus Belize. Er kifft was das Zeug hält mit seiner deutschen Freundin und erzählt ein paar Stories. Zum Beispiel die, wo er mit einer Raggae-Truppe in die USA gereist ist und dort als eine Art Diplomat galt. Also hatte er auch die diplomatische Immunität und konnte getrost beim Auto fahren Bier trinken und Joints durchziehen. Direkt vor der Polizei.

Und denn hat er noch eine Nebenrolle in "Mosquito Coast" mit Harrison Ford gespielt und bla bla bla. Wir könnten dies zusammen machen und das Grundstück in Belize, das er hat, sei total genial und steht zum Verkauf. Warum erinnert er mich so an die Jamaikaner damals? Die meisten hatten echt ein Ego-Problem. Immer rumprahlen wie'n Sack Seife und gleichzeitig ist man ja der netteste, toleranteste und unaufdringlichste Kerl der Welt.

Ich glaube, das kommt vom Gras rauchen. Da kriegt man wohl 'nen kleinen $%&&#* von.


Tiefe

In der Nähe von Bacalar gibt es die tolle, berühmte, schöne, blaue, tiefe, unglaubliche Cenote Azul. Ein Loch im Land mit Wasser gefüllt. Ich also Montag in den Bus und hin! Der blöde Fahrer hat vergessen, mich rauszulassen, und so durfe ich noch locker eine Meile zurücklatschen - Wetter: ziemlich heftig, tödliche Hitze.


Beim Loch angekommen: grandios! Grandios, wie man so ein Loch vermarkten kann. Langweiliger geht es kaum. Das Ding ist ein Loch, mehr nicht. So langweilig, dass ich nicht mal ein Foto gemacht hab. Auf den Hacken kehrt ging es schnurstracks zurück. Was für ein Nepp.

TÜV

Dienstag bin ich dann weiter nach Chetumal - an die Grenze zu Belize. Ich war früh da und das Hotel Ucum sah ganz annehmbar aus. Seltsam, aber ok. Ich dachte, ich könnten noch einen Arschbomben-Contest im Pool gewinnen, aber der war geschlossen.

Chetumal ist einfach eine größere Grenzstadt. Nix dolles zu sehen hier. Ich wollte ja eh am Mittwoch weiter, also was solls. Im Museo de la Cultura Maya gab es ganz coole Exponate zu sehen - viel war zwar aus Plastik nachgebaut, aber echt eindrucksvoll. Und die Urwaldatmosphäre haben sie echt gut hingekriegt.

Ganz oben gab es noch riesige interaktive Bildschirme. Nach ein bisschen rumgetatsche auf den Dingern war ich dann plötzlich auf dem Windows-Desktop und konnte machen was ich wollte - sogar im Netz surfen :) Da hätten die Mayas aber gestaunt!

Tikal in Guatemala

Massiv! (Plastik)

Noch ein bisschen durch die Stadt latschen, essen, schlafen, duschen und dann zeigte der Richtungspfeil schon nach San Pedro in Belize.

dieser Geweg ist nur mit einem 4WD-Rollator zu meistern

Boot nach Belize



Sonntag, 25. August 2013

Mahahual

Donnerstag, 2. Mai bis Sonntag, 5. Mai 2013

Wir erinnern uns: Im letzten reisebezogenen Blogartikel Zeitausfall in Zitronien bin ich entspannt und ohne jegliches Ansinnen in Mahahual im fernen Osten Mexikos angelandet. Dort wollen wir jetzt nahtlos und wie immer tagesaktuell - mit knapp vier Monaten Verspätung - anknüpfen!


zwei Reisende mit Hund (innen) - so lässt sich Zentralamerika stilvoll abklappern

Im Machos beziehe ich für "schlappe" 10 Dollar mal wieder ein Dormitorio (Schlafsaal) - man gewöhnt sich echt dran. Von den acht Betten Ist nur ein weiteres belegt. Ein zotteliger Franzose liegt da drin rum. Sein aberwitzig gestreiftes Beinkleid stimmt mich mopsfidel. Eine Unterhaltung mit ihm verläuft jedoch im Sande, denn er ist nur des spanischen mächtig und ich eigentlich nicht so richtig. Und eigentlich ist es mir auch gerade wumpe ...

... denn ich will eh los. Meine Kaldaunen schreien nach Viktualien (dt.: ich habe Knast!). Deshalb schreite ich aus - Ho-Ho! - zurück auf die Kurpromenade!

Mahahual - lekker Strandje!

Irgendwie lande ich dann im kleinen "rustikalen" Restaurant Doña Mary. Ein Bretterverschlag mit Gesicht. Und mit Mary. Ich bestelle ein paar Tacos und die 79-jährige Mary fängt an in der Küche zu wühlen. Wortkarg kriege ich das Essen serviert. ¡Gracias! Natürlich bin ich der einzige Gast im Laden. Gut vierzig Stühle und nur einer ist besetzt - mit meinen Arschbacken.

Die Tacos, oder waren es Empanadas?, oder Burritos? - sie sind auf jeden Fall mal wieder erste Sojasahne. In den einfachsten Restaurants gibt es nun mal die beste Hausmannskost.

Aber mal sind die Tacos klein, mal sind sie groß, mal heißen sie dann Burritos. Mal sind sie aufgerollt, mal zusammengeklappt, mal heißen sie dann Empanadas. Und dann gibt es noch Enchiladas, Fajitas, Chimichangas, Flautas, Quesadillas, Tapas und Tostadas. Und alle diese sind im Endeffekt mit Gemüse, Käse und/oder Fleisch belegte Weizentortillas. Wer soll da noch durchsteigen?

Ich mache eine Notiz im Gehirn (bitte mit Robot-Voice lesen): Nicht versuchen da durchzusteigen! Klick! Immer einfach irgendwas bestellen! Klick! Eh alles lecker! Klick-Klick-Klick! Brrrrrzzzzz!

Mary setzt sich einfach zu mir an den Tisch und wir kommen ins Gespräch. Holprig, aber irgendwie geht's. Sie erzählt vom Restaurant und von sich und ich vom Essen und von mir. Noch ein Bier? Klaro. Und wie das früher war, als die dicken Hotelklötze noch nicht die Sicht auf den Strand zugeparkt haben und ihr Restaurant damit also quasi in erster Reihe stand.

Es ist schon seltsam mit den Fremdsprachen. Egal wieviel man kann, man schafft es meistens trotzdem alles zu sagen, was man rüberbringen will. Mit Händen und Füßen und Zeigen und Umschreibungen und ja, manchmal auch mit Wörterbüchern. Mein spanisch hakt und rumpelt zwar ganz schön kräftig, aber es macht Bohne.

Mary ist schon ziemlich witzig. Und plötzlich bölkt sie unangekündigt mit einer ungeahnten Lautstärke "RRRROOOOSSSSSSAAAAA!!!" Ich lach mich schlapp und da kommt auch schon Rosa angeschlappt: Noch so ein alter Drachen mit fettigem Shirt.

Da ist das Vögelchen!

geht doch! Rosa - ich - Mary

Rosa schnorrt sich Zigaretten bei mir und mag lieber Pizza als Empanadas. Wir palavern noch ein bisschen und als Rosa wieder draußen ist, rufe ich aus Spaß auch mal "RRRROOOOOSSSSAAAA!!!" Jetzt lacht sich Mary schlapp und sagt zu Rosa, dass ich auch mal "RRROOOSSSAAA" rufen wollte.

Auf dem Weg zurück ins "Hotel" treffe ich am Strand noch auf Dani, eine kiffende Tauchbasisbesitzerin aus Cozumel und wir reden noch bestimmt eine Stunde. So eine Tauchbasis zu besitzen, das wäre schon was ... Und dann noch im Lonely Planet drinstehen und du hast ausgesorgt.

Freitag, 3. Mai 2013

Am nächsten Morgen ist der Franzose verschwunden und ich wähne mich mal wieder allein im Schlafsaal. Das ist immer noch am besten. Doch ein Haufen herrenloser Klamotten liegt schon seit gestern bei einem der anderen Betten rum. Es stellt sich später heraus, dass der eine Küchenbengel hier auch nächtigt. Armes Schwein das. Ackern von früh bis spät und dann wohnt er auch noch so weit weg, dass er gleich über Nacht bleiben muss. Übel. Gestern war er wohl auf Heimaturlaub.

El Faro

Mahahual Strand

bei den Kiffern im Restaurante

Auf der Suche nach einem Frühstück hangele ich mich bis zum anderen Ende des Dorfes - bis zum Faro (Leuchtturm). Ich bin erstaunt, denn diese Dinger brauchen heute nur noch 50 Watt Lampen um die Schiffe abzuschrecken.

Dani hatte mir gestern noch von einem Fischereiwettbewerb erzählt, aber ich konnte nichts entdecken. Also latsche ich einfach wieder zurück und setze mich zum Frühstücken in ein kleines Restaurant. Nachdem ich kurz mit den beiden Kellnern rumgescherze, wird mir gleich ein Joint angeboten. Meine Herren! "Ist euch das nicht ein bisschen früh zum kiffen?" "Nö, wir machen das ständig!" Aha ... Mir egal, ist ja euer Tag.

Irgendwann Nachmittags gehe ich nochmal ins Dorf - ich habe so einen Eisjieper. Im Dorfladen öffne ich frohen Mutes die Kühltruhe und finde dort drinnen ... ein Glas Schrauben und einen Trennjäger! Na Super. Kein Eis.

Auf dem Rückweg komme ich natürlich nochmal bei den kiffenden Kellnern vorbei und setze mich einfach zu ihnen in den Schatten. Sie wollen mir Maya beibringen, aber das einzige was hängen bleibt, ist "Duschkabin?" - das heißt "wohin gehst du?" :)

Mann badet Hund

Käfer gibt's hier noch reichlich!

mexikanischer Dorfladen
Abends gehe ich ein bissel schnorcheln. Das Wasser ist so verdammt flach, dass man ständig wie ein Boot auf einer Sandbank hängen bleibt. Und auch der giftige Stone Fish ist dadurch nur eine handbreit unterm Kiel. Das war echt knapp, muss ich sagen.

Dann gab's noch zwei weiß-blaue Stachelrochen - echt enorm, was die für ein Tempo an den Tag legen können, wenn da so ein weißhäutiger Tourist um die Ecke geplanscht kommt! Wie ein geölter Blitz waren sie rubbel-die-Katz' einfach von der Leinwand verschwunden.

Eine Schlange, eine grüne Muräne, noch ein kleiner Stachelrochen und drei Feuerfische laufen mir noch über den Weg. Soviel sieht man selten beim schnorcheln.

"Willkommen in Mahahual - eine kleines Trinkerdorf mit einem Tauchproblem"

Abends schlage ich mir in der Loncheria Primo noch den Bauch mit ... ääähh ... belegten Weizentortillas voll und die Einheimischen glotzen etwas verstört. Wahrscheinlich gehöre ich eher auf die Strandpromenade in ein teures Restaurant, anstatt hier auf den Plastikstuhl unterm plärrenden Fernseher mit Champions League oder so. Essen: wieder sehr gut.


Samstag, 4. Mai 2013


Sonnenaufgang um 6:30

Fisch im Machos - vom Feinsten

Der Tag beginnt mit einem netten Waldbrand Richtung Inland. Das scheint hier normal zu sein. Der Besitzer vom Machos meint, dass das ständig passiert. Und als der Brand sich immer weiter ausbreitet und nun mindestens auf einer Strecke von zwei Kilometern Rauch aufsteigt, scheint hier trotzdem jeder der brenzligen Lage entspannt engegenzusehen.

Waldbrand

Fischerhaus

Strand weiter südlich
Später finde ich sogar noch den Fischereiwettbewerb. Er ist also gar nicht am Freitag gewesen, sondern eben heute. Große Schwertfische sind die Hauptattraktion, aber auch kleinere werden stolz präsentiert.

Die Boote landen ständig am Steg an und dann werden die Fische rausgetragen. Nach einer kurzen Pause geht es dann gleich wieder mit affenzahn zurück auf See.

Schwertfische

traurig

stolzer Fang!

Die Fische werden teilweise direkt nach dem Wiegen und Vermessen direkt auf dem Steg ausgenommen und entgrätet.

Es herrscht ein bisschen Jahrmarktatmo - mit Nutella-Crepes, Bier und Spielzeugverkäufern. Dieser Wettbewerb zieht wohl jeden hier an. Endlich ist mal was los im Kaff!

Schnappschuss! Fisch und Waldbrand

zwei alte Sardinenfischer
Später dann, in der Nacht klettere ich auf das Dach vom Machos um mir mal den Waldbrand besser anglotzen zu können. Am Horizont sieht man das Feuer leuchten, von dem am Tag nur der Qualm zu sehen war. Es ist ein ziemliches Schauspiel und die Tatsache, dass hier alle ganz locker daran vorbeisehen, macht daraus eine ziemlich surreal anmutende Szenerie.

Waldbrand nachts

Sonntag, 5. Mai 2013

Ich dampfe ab. Dieser Ort gibt nicht so viel her, aber zum nichts tun ist er gut geeignet - auf nach Bacalar. Das liegt im Inland quasi auf gleicher Höhe wie Mahahual an einem riesigen See.

Mal sehen, auf was für Freaks man da wieder trifft.


Kirchensteuer gibt's hier nicht


Nach ewigen Diskussionen und Nachfragereien, warum denn heute kein Bus fährt, teile ich mir ein Taxi mit ein paar Mexis, die bis runter an die Grenze wollen.



Dienstag, 18. Juni 2013

Ubuntu 12.10 64 Bit auf dem Acer 725

Da auf Reisen auch mal was kaputt geht ... Mein Reiselaptop ließ sich jetzt seit ca. zwei Wochen gar nicht mehr zum Hochfahren bewegen. Ich habe sogar das Mainboard bei 150° in den Ofen geschoben - man findet ja so einige "Tipps" im Netz :)

Ich hab mir also übergangsweise einen gebrauchten Laptop zugelegt. Ich hoffe, dass ich ihn auch für den gleichen Preis wieder los werde.

Hier auf Utíla in Honduras ist Hardwarebeschaffung echt ein Problem. Zum Glück gibt es die Facebookseite "Utila Buy and Sell" - eigentlich ein großer Online-Flohmarkt. Vom Schnellboot bis zur Yogamatte ist alles mögliche zu haben. Und da hier so viele Ausländer leben und auch ab und an nach Monaten wieder abreisen, gibt es manchmal halbe Hausstände zu ergattern. Mal günstig, mal teuer.


So, jetzt aber zum Laptop. Ich will meine Lösungen für die Probleme, gern unters Volk bringen. Deshalb hier dieses reisefremde Thema.

Es ist ein Acer Aspire One 725 - diese Art von Laptops sind meines Erachtens optimal für's Reisen. Kleines Format (11,6 Zoll) bei großer Bildschirmauflösung (1366x768) und gutem Preis. Ein Tablet ist mir zu wenig, denn ich will auch mal Programmieren können. Sehr wichtig ist mir auch das matte Display. Irgendwann haben die Laptop-Hersteller mit diesen fiesen Glare-Displays geworben: spiegeln wie verrückt und sind billig in der Herstellung. Damit kann man bei Sonne überhaupt nix mehr anfangen. Aber es sieht halt irgendwie cool aus und es hat sich echt als Standard durchgesetzt. Hersteller spart Geld, Kunde geht nicht mit Laptop vor die Tür.

Ich habe einfach meine alte Festplatte in den neuen Rechner reingeschmissen. Aber: Es gibt zwei gravierende Probleme mit diesem Notebook unter Linux. Die CPU wird sehr heiß und das Touchpad funktioniert nicht. Unter Windows arbeiten diese Kisten aber einwandfrei und out-of-the-box vernünftig. Hier die Lösungen für Linux:

Temperaturprobleme

Die Temperatur des Prozessors und der Grafikkarte lag immer zwischen 75°C und 85°C. Kontrollieren kann man das mit dem Befehl sensors. Die Installation des AMD-Treibers für die Radeon Grafikkarte schafft Abhilfe.

Die CPU-Temperatur ist zwar immer noch hoch, aber pendelt sich jetzt bei 65°C bis 75°C ein. Nebeneffekte:
  • das booten dauert jetzt etwas länger
  • es wird noch ein Manager-Tool installiert, das man im Dash mit der Suche nach "AMD" findet
  • sensors zeigt jetzt die Grafikkartentemperatur nicht mehr an :)

Touchpad funktioniert nicht

Um das Touchpad zum Laufen zu bewegen - inklusive Zwei-Finger-Scrollen - setzt man diese Befehle ab:

sudo echo "blacklist acer-wmi" >> /etc/modprobe.d/blacklist-acer.conf
sudo modprobe -r psmouse
sudo modprobe psmouse




Montag, 13. Mai 2013

Belize - Laptop macht schlapp

Montag, 13. Mai 2013

Aaaaarghh! Der Laptop macht langsam Probleme!

Einschalten klappt nur bei jedem 20. Mal oder so. Das ist ja noch zu verknusen, aber viel schlimmer ist, dass 6 Tasten auf der Tastatur nicht mehr funktionieren. Unter anderem das M unddieLeertaste. Das#achtkeinspaß.

Reparaturversuch fehlgeschlagen


Ich schreibe gerade mit der Bildschirmtastatur - zumindest benutze ich sie für die Tasten, die nicht funktionieren. Das dauert.

Bildschirmtastatur


Ich muss schon sagen: Respekt, dass er so lange durchgehalten hat, ohne Zicken zu machen! Regen, Hitze, Eis und Schnee. Bus- und Bootsfahrten, Mopeds und Stunden im Flugzeug. Strahlenbehandlungen bei Flughafenkontrollen en masse, Gepäckschmeißer, Sand, Dreck, Staub, klebrige Finger.

Hitze!!!

Einmal ist sogar ein Jeep über meinen Rucksack gefahren - aber nur ein bisschen, nicht direkt dort, wo der Laptop war.

Naja, was ich eigentlich sagen will: der Blog ist erstmal auf Eis gelegt ...





Freitag, 3. Mai 2013

Zeitausfall in Zitronien

Limones - Donnerstag, 2. Mai 2013

Ich schaffe es endlich, aus Tulum abzuhauen! Gestern hat mir Christoph aus Münster so begeistert von Guatemala erzählt, dass ich so ein jucken im Knie verspürte. "Hau hier ab, alles ist besser als das hier!" impfte er mir ein.

Schon wieder Salsa-Kurs? Ich bin schon zu lange hier!

Dormitorio

Also Sachen langsam packen und los. Erstmal nach Mahahual. Das ist ein bissel weiter südlich, aber noch Mexiko. Im Minibus nach Felipe Carillo Sonstwas und dann mit dem nächsten nach Limones. Und dort ist dann die Zeit ausgefallen. So wie beim Stromausfall.

Chorizo-Spieß in Carillo. Yummy!

Um zwei Uhr Nachmittags komme ich in Limones an und es fährt erstmal kein Bus nach Mahahual. Erst um fünf, sagt ein Taxifahrer. Waaaaas, erst um fünf? Aber warum eigentlich "Waaaaas, erst um fünf?" Nee, is ja eigentlich ok. Dann eben warten.

Ich setze mich in ein Restaurant, dass wohl auch als Bushaltestelle dient. Es kommt keine Bedienung, die kennen das schon. Sie bleiben einfach von vornherein im Hinterzimmer sitzen. Die Wartenden wollen nix, sie wollen auch nur sitzen. Zwei Einheimische warten auch und wir blödeln ein bisschen auf spanisch herum. Sie glauben, dass der Bus um vier Uhr fährt. Oder erst morgen. Wir lachen.

"Mahahual debe ser muuuuy tranquillo, porque nadie puede ir alli." Mahahual muss seeehr ruhig sein, da man da ja nicht hinkommt, sage ich. Sie lachen.

Mahahual


Ich sitze, ich lese, ich rutsche mit dem Hintern vor, bis es nicht mehr weiter geht. Ich stehe auf, ich schleiche auf der verlassenen Straße herum. Hier ist echt nix los, obwohl es die Hauptstraße ist, die von Norden nach Süden führt. Hunde liegen rum. Hunde nerven sich gegenseitig.

Oder doch mit dem Taxi fahren? Aber das kostet soviel wie zwei Nächte Unterkunft in Mahahual. Und: warum nicht warten? Das Geld hätte ich, die Zeit habe ich aber auch. Und auch das Warten ist eine Erfahrung. Die Zeit scheint ausgefallen zu sein. So wie beim Stromausfall.



Hund und Käfer

Ich nicke weg. Fünf mal, zehn mal. Es beginnt zu regnen. Stark. Das Betondach ist undicht. Ich übe die Tropfen aus den Augenwinkeln fallen zu sehen und dann aufzufangen. Es klappt, manchmal. Blitze zucken zwischen Erde und Himmel. Gerade, senkrecht kommen sie runter. Einfach geradeaus ohne große Spirenzchen zu machen. 1 ... 2 ... 3 ... 10 Sekunden - Broaarrrrrr. Das Gewitter muss weit weg sein.

"Cuando vienen los Limones que van a Mahahual?" habe ich zu Beginn an der Haltestelle gefragt. Wann kommen die Zitronen, die nach Mahahual fahren? Ein schöner Versprecher.




Das Restaurant hat einen Aufsteller mit verblichenen CDs zum Verkauf. Die 20 größten Beatles Hits - instrumental. Die 20 größten Hits von irgendso nem Mexikano in Cowboydress. Die 20 größtens Hits von Maria Dolores De La Mierda.

Ich schleiche wieder zur Straße. Hebe einen Stein auf. Jonglieren?, frage ich mich. Ich drehe die Hand um, der Stein fällt zu Boden. Ich stehe ein paar Sekunden auf einem Bein. Ob man sich an das Betondach hängen kann, so mit den Händen... wie lange man das wohl aushält? In Budapest gibt es in der Stadt Touristenfänger, die geben einem 20 Euro, wenn man zwei Minuten an einer Stange durchhält. Wenn man es nicht schafft, muss man fünf Euro zahlen. Das packe ich doch locker! Das Dach ist zu hoch.


"Bushaltestelle"

Der Bus kommt, es ist vier Uhr. Er hält gegenüber auf der anderen Straßenseite. Der Fahrer steigt aus, setzt sich zu den Taxifahrern. Entspannt wie ein Flitzebogen ohne Sehne. Man könnte ja mal fragen, wann es losgeht... Aber wozu, fünf Uhr wird schon stimmen. Ich, wir, wir bleiben sitzen. Alles normal, alles im grünen Bereich.

Busse sind ständig gekommen, aber mit Chetumal als Ziel. Und mit Carillo als Ziel. Ein Obstverkäufer trottet zu jedem Bus hin und hält seinen Korb hoch, präsentiert seine Ware. Er hat die ganze Zeit nichts verkauft und sich jedesmal wieder hingesetzt und einfach nur gewartet. Davon kann man doch nicht leben, denke ich typisch deutsch. Aber scheinbar kann man ja doch davon leben. Zumindest von Tag zu Tag. Das reicht hier den meisten. Lebe den Tag.


Street Life bei den Zitronen

Ich kaufe eine Cola, denn ich fühle mich entkoffeiniert. Ich lese, diesmal ohne einzunicken. Kein Empfang. Kein Netz. Völlig ausgeliefert der Situation, ausgeliefert dem Nichtstun. Ich fühle, was diese Leute hier fühlen; wie sich das anfühlt. Sofern das überhaupt geht, mit einem Konto in Deutschland, dass noch ein paar Monate Geld spucken kann. Ich prüfe meine Haarfarbe. Grau, braun, nicht schwarz. Es hat sich auch kein Mexikaner-Schnauzer gebildet. Aber das Gefühl ... es ist gut ..., es ist ... friedvoll. Und es ist jenseits von langweilig. Es ist meditativ.

Pünktlich um fünf steigt der Busfahrer ein und macht einen U-Turn. Die beiden anderen steigen doch nicht ein. Sie warten wohl lieber noch ein bisschen, müssen wohl doch woanders hin. Geht das? Noch seltenere Busverbindungen, noch weiter vom Schuss und trotzdem erreichbar? Ich lächele und winke hinter der Scheibe, sie lächeln und winken zurück.

Der Busfahrer und sein Sohn sitzen vorne. Hinter mir noch ein anderer, ca. 10 jähriger Junge. Er schläft ein und schnarcht. Er grunzt wie ein Schwein und wacht davon auf. Der Fahrer könnte schneller fahren, aber er ist einfach zu entspannt.


Mahahual


Macho's

In Mahahual angekommen schlendere ich mit dem Rucksack die Promenade entlang, bis zu Macho's Bar & Hotel. Der Besitzer quatscht mit einem Tourist aus Mexiko-Stadt. Ich setze mich einfach dazu. Wir quatschen, wir lachen, ich schnappe dreckige Wörter auf. Ich sage nicht, dass ich ein Zimmer will. Ich sage gar nichts über meinen Anliegen. Denn ich habe kein Anliegen, zumindest genau jetzt gerade nicht.

Ich bestelle erstmal ein Bierchen.




Mittwoch, 1. Mai 2013

Auf dem Gringo-Trail

Montag, 15. bis Dienstag, 30. April 2013

Mexiko! Ach, wie ist das schön, mal wieder spanisch zu sprechen! Die Worte kommen häppchenweise wieder, alles was ich schon vergessen glaubte. Und der Jalapeño-Burger im Flughafen von Mexiko-City war voll lecker! Der hat mich etwas darüber hinweggetröstet, dass ich doch glatt unterwegs im Flieger eine Kontaktlinse verloren habe - mböööö!

Flughafentower mit Bierwerbung

Ich starte in Cancún. Aber nicht in der Hotel-Zone, sondern direkt in der Stadt. Drei Tage bleibe ich und besichtige gleich mal den wirklich genialen Strand in der Hotel-Zone. Gute Wellen, weißer Sand - aber KEIN schattenspendender Baum. Die Touristen werden von Animationsteams am Leben erhalten.

Vorher, beim Geocachen in der Nähe erwischt mich die Polente - "hier darfst du nicht rumlaufen!" - Warum?, frage ich mich, ist doch die Hauptstraße. Ach so, die wollen Geld! "Hier schaut mal, Jungs, hier waren diese Iguanas!" "Welches Hotel?" "Ich wohne in der Stadt!" "Ach so..." Ich zeige ihnen Fotos von den Iguana-Echsen und sie ziehen irgendwann wieder ab :)

Blick aus meinem Hostel

Cancún Strand - Hotelburgen

Pelikan
Und diese fetten Hotels am Strand sind wirklich nicht schön - sie verschandeln einfach die Gegend. Wie muss das noch vor 50 Jahren gewesen sein! Jetzt ist es irgendwie ein bisschen wie Berlin-Marzahn, nur mit mehr Strand.

Touristenknast

gestapelte Touristenzellen

Am zweiten Abend entdecke ich eine Art Marktplatz um die Ecke und es gibt gleich erstmal Tacos - drei Stück für einen Euro. Unheimlich lecker! Und danach ist man schon satt.

Die Leute im Mehrbettzimmer wechseln ständig. Es gibt schon seltsame Situationen hier. Zum Beispiel diese: Ein Haitianer namens Pierre Richard versucht einem US-Mexikaner französisch beizubringen, unterstützt von einem Franko-Schweizer. Der Haiti-Kerl hat einen Akzent drauf, der mich mal wieder an Jabba The Hutt erinnert. Auf jeden Fall kann man das nur mit sehr geübtem Ohr als französich einsortieren. "Mambu gaba demeng heidi schö swi" oder so hört sich das an.

Taco-Bude

Maya-Kunst
 
Castor-Transport auf mexikanische Art
Am Donnerstag reicht es mir dann und ich wechsele mal eben auf die Isla Mujeres über. Die ist auch gleich um die Ecke. Inselleben ist ja immer speziell - alles läuft etwas langsamer.

Ich lande im Poc Na Hostel - Mehrbettzimmer, wie auch schon in Downtown Cancún. Dieses Hostel ist echt beispielhaft. Am Strand, Hängematten, Strandbar, Zimmer sind geräumig und einigermaßen sauber, jeden Abend Live-Musik, Yoga-Kurse usw. Hier kann man es mal wieder ewig aushalten. Die Tage verstreichen langsam aber in einem Affenzahntempo.


Poc Na inside

Sunset am Punto Norte

Friedhof

"Großmutter" - "Großvater" steht auf den Stühlen geschrieben

El Gringo
Mike wird  von der Polizei bei pissen am Strand erwischt. 200 US-Dollar soll er zahlen. Das wandert natürlich in deren Taschen. Mitch gibt ihnen im dunkeln nur 100 und sie kriegen es nicht mit.

Mike im Raketenanzug

je später der Abend ...

Am Montag oder so, leihe ich mir endlich ein Fahrrad und erkunde mal den Rest der Insel. Dörfliches Leben, aber immer mit Tourismus durchmischt. Es ist trocken, aber schön. Ganz schön. Ganz schön heiß! Ich verbrenne mir natürlich wieder mal die Pelle.

In einem kleinen Restaurant - ohne Touristen - gibt es bestes Essen. Viertel Hahn mit Bohnensoße und anderem Gedöhns dazu. Köst!!

Punto Sur

wie aus einem Spaghettiwestern

Seepferdchen in der Schildkrötenaufzuchtstation

Maya Masken

Partyboot - ob das Spaß macht? Total eng und kein Schatten...

Calaveras
Nach fünf Tagen denke ich, dass ich vielleicht mal weiter könnte. Aber ich hätte es auch noch ewig hier ausgehalten. Einfach relaxte Atmo. Ich hab nicht viel gemacht, aber genau das könnte ich immer machen.

Strandbar im Poc Na - 23:00 bis 04:00 - uff

Speedy "Colin" Gonzales

Hängemattenzone im Poc Na

am Hafen von Isla Mujeres

Am Dienstag fahre ich dann wieder auf's Festland rüber und schwinge mich in den Bus nach Puerto Morelos. Hier gibt es leider nix zu tun. Also nix. Ein anderes Nix als in Isla Mujeres. Es ist einfach langweilig. Am Mittwoch fange ich sogar an, Star-Trek-Folgen und Filme im Zimmer auf dem Laptop zu gucken. Schlechtes Zeichen, riecht nach Aufbruch.

Am Donnerstag geht es also ab nach Tulum. Dort gibt es Ruinen zu sehen und Strand. Aber man kann eigentlich nur in der Stadt wohnen, die leider ein paar Kilometer vom Strand weg ist. Am Strand ist es sehr teuer oder einfach zu einfach.


Tulum Strand

Ich klappere einige Guesthäuser ab - sie sind alle überfüllt. Also lande ich im Weary Traveller, das wollte ich eigentlich vermeiden. Aber es stellt sich mal wieder als die richtige Wahl heraus. Hier findet man Kontakt und Party und auch Ruhe.

Ich fahre am Freitag zum Strand und besichtige die Ruinen. Der Strand ist puderig und weiß: wenn man erstmal den feinen Sand abgeschüttelt und abgewischt hat, sehen die Füße aus, als wäre man durch Staub gelatscht, so fein ist der Strand-Sand-Korallen-Staub.
Beach

Tulum Ruinen - Output Only
Von den Ruinen hatte ich mir total viel versprochen - selber Schuld. Dementsprechend enttäuschend waren sie dann leider für mich :( Kaum erhaltene Reliefs - ich wollte doch Dänikens Außerirdische sehen! - dafür aber ein tolles Areal. Viele Touristen - dafür aber nette Aussicht auf den Strand. Die Mayas wussten schon, wo man es aushalten kann. Über den Klippen mit Blick auf's azurblaue Meer. Das ist schon lebenswert.

Ruinenstadt mit Strandzugang

Relief - ein Gott steigt vom Himmel herab (Füße oben)

unten Strand - oben Mayastadt

Postamt
Diese Mayastadt wurde hier platziert, weil verschiedene Dinge zusammenkamen. Zum einen ist die Küste direkt nach Osten ausgerichtet - Sonnenaufgang. Zum anderen sind die Mayas nicht die allerbesten Seefahrer gewesen und sind immer an den Küsten langgesegelt. Das heißt also, dass man hier vorbeikam - Handelsplatz. Und dann gab es wohl dazu noch ein gutes Wegenetz ins Landesinnere hinein.

Hört sich plausibel an, oder? Tja reingefallen! Habe ich mir gerade selber ausgedacht :) Zumindest das mit den schlechten Seefahrern stimmt aber. Das hat aber mit Tulum nix zu tun. Hier gibt es korrekte Infos: Wikipedia/Tulum.


El Castillo

Japaner haben mich fotografiert

überall Iguanas

Ruinengelände

Infotafel - der unten in der Mitte sieht total irre am Kopp aus

danach nochmal zum Strand

Samstag: Ich leihe mir ein Fahrrad aus und will zu den beiden Cenotes fahren, die am nächsten liegen. Las Calaveras und Grand Cenote. Cenotes sind Öffnungen im Boden - Löcher also. Und durch die kommt man in das gigantische Höhlensystem, dass sich unter ganz Yucatán erstreckt. Eine Theorie ist, dass vor 65 Millionen Jahren, als der Dino-Killer-Komet eingeschlagen ist, sich diese Löcher geöffnet haben (Höhlendecken sind eingebrochen) und danach die Höhlen mit Wasser vollgelaufen sind.


Las Calaveras - kurz vor Arschbombe

Las Calaveras ist einfach bei einem Privatmann auf dem Grundstück - Grand Cenote ist da schon etwas touristischer ausgeschlachtet. Beim schnorcheln sieht man die ganzen Stalag[mt]ieten und ein paar Fischchen. Ist schon beeindruckend.

Und diese Cenotes sind überall in Yucatán zu finden. Tausende! Wenn man also zurück zum Auto über den Supermarktparkplatz schiebt, muss man immer aufpassen, dass man nicht aus Versehen mit dem Einkaufswagen in so ein Loch gerät. Das wäre nämlich doof, denn dann muss man alles nochmal einkaufen.

Grand Cenote

Stalagdingens

Grand Cenote

Shark Hole oder so - 50m wech von Grand Cenote

Und da es so schön war, lerne ich am Abend noch Janosch aus der Schweiz kennen und er erzählt, dass er heute Cenote-Tauchen war. So mit Pulle auf dem Rücken. Er ist begeistert, ich bin begeistert und wir latschen mal eben zur Tauchbasis rüber. Sonntag also: Tauchen!

fesch!

Höhlentaucher Köm

Das ist schon was anderes, wenn nur ab und zu das Tageslicht über einem zu sehen ist. Man kann halt nicht überall, wo man gerade rumtaucht, einfach mal so eben auftauchen. Spitze Stalagtiten versperren einem den Weg nach oben. Es gibt aber zahlreiche Löcher und es ist nur stellenweise wirklich dunkel, wenn alle mal ihre Lampen zuhalten. Also kaum gruselig. Der Tauchguide Pio war aber auch sehr vertrauenseinflößend, er kam sehr kompetent rüber. Das macht schon 'ne Menge aus.

Wir (Janosch, Florence, ich) haben zwei Tauchgänge gemacht und beide Gänge waren echt klasse. Anders als im offenen Meer: Süßwasser (weniger Bleigewichte), Taschenlampen, keinerlei Strömung und manchmal hat man nur einen Meter Platz nach oben und einen Meter nach unten.

Cenote Dos Ojos

bei der Fledermaushöhle

Farben
Das Rumgehänge im Weary Traveller Hostel hat mich mal wieder im Griff. Ich schiebe die Weiterfahrt nach Süden schon seit zwei Tagen vor mir her ...

Band Ukumali im Hostel

Hostel von oben
 
Salsakurs im Weary

"Welcome to Weary Traveler"

Hier noch ein paar Videofetzen: Schildkrötenaufzuchtstation, Iguana in den Ruinen, Ukumali (leider zu dunkel).



Der weitere Kurs zeigt nach Süden: Mahahual, Belize, Guatemala. In Guatemala will ich mir natürlich die Mayastätte Tikal ansehen, dafür lasse ich gerne auch mal Chichen Itza Disneyland sausen.

Hasta pronto, chicas y chicos!