Nachdem ich endlich meinen Reisepass mit verlängertem Visum dem staatlichen Bürokratie-Dschungel entreißen konnte, geht die Baliumrundung weiter. Weiter nach Candidasa.
unterwegs - die sind auf einer anderen Reise
bei einer Radiostation - wegen Geocaching :)
Frangipaniblüte
Candidasa: Ein Touri-Ort mit ähnlichen Nichtaktivitäten wie in Sanur. Aber ich halte es mal wieder fast eine Woche dort aus. Mit dem Moped ist man mobil und kann die Umgebung unsicher machen. Der Blaue - das Moped - und ich (und Roat) haben jetzt schon 1000 km zurückgelegt. Wir erfreuen uns bester Gesundheit.
Pond in Candidasa
Am Strand - dicke Mauern als Wellenbrecher verhindern, dass mehr und mehr Land im Meer versinkt
Plantage um die Ecke
wann genau spielen die denn jetzt?
Ein Ausflug zum Königspalast Taman Ujung stellt sich als ziemlich lohnenswert heraus. Eine superaufgeräumte Anlage mit einem Häuschen in einem See und ein schöner Garten. Man kann auch ein paar Treppen hinauflatschen und bekommt einen coolen Ausblick.
Um eine noch bessere Aussicht zu bekommen, schaue ich unverdächtig nach links, rechts und hinten, ob die Luft rein ist und klettere durch den Busch eine Böschung hoch. Oben angekommen - durchgeschwitzt und eingesaut -, merke ich, dass ich die Anlage verlassen habe und auf einem öffentlich erreichbaren Parkplatz stehe. Über ein paar Zäune kletternd gelange ich wieder hinein, ohne nochmal Eintritt zahlen zu müssen. Bzw. ohne die ganze Anlage zu umrunden, um durch den Haupteingang wieder reinzugehen.
zum Haus im See
Blick von oben
Königskinder
nochmal von oben
Reliefkunst am verfallenen Friedhof
ein Wächter von vielen
Pfau
Reisfelder in der Anlage
Wasserbüffel
das Haus im See
Danach fahre ich noch ein bisschen mit dem Moped rum und gelange auf eine Straße, die immer weiter und weiter einen Berg (Gunung Seraya) hinaufführt. Genauer gesagt: ein System von Bergen, die einen riesigen Krater umgeben. Es geht auf guten und schlechten Straßen steil bergauf durch Dörfer und Felder, Wald und Wiesen. Es macht einfach nur Bohne, das Moped da hinaufzuquälen! Die Karre ist aber auch nicht totzukriegen.
Am Ende der Straße angelangt, bin ich auf 670 Metern Höhe angekommen. Ich schaue mal interessehalber in mein Geocaching-Programm und siehe da: ganz oben (1175 Meter oder so) ist ein Geocache versteckt. Ich quäle mich auf Badelatschen den Berg rauf um den Cache zu heben. Ein absulut genialer, aber hyperanstrengender Ausflug! Man muss sich halt sein Glück erwandern. Ich merke mal wieder, dass meine Geduld grenzenlos ist. Aber seht selbst:
auf Geocaching-Wahnsinnstour
Abendsonne, Gunung Seraya
In der Nähe von Candidasa ist auch noch der Pantai Putih (White Sand Beach). Dort fahre ich mehrmals hin um zu schnorcheln und mich mit Gusti, einem indonesischen Restaurantbesitzer zu unterhalten. Er hat eine lange Matte und ist irgendwie anders als die Normalos. Außerdem hat er eine total ausgesackte Gesichtspartie mit einem riesigen, schwarzen Muttermal darauf. Ein fisseliger Bart kaschiert das Ungemach mehr schlecht als recht. Voll übel, echt kein Geschenk.
wer schwimmt denn da?
Quallen in Formationsflug
Koralle und kleine Blaue
Er erzählt mir unter anderem, dass es ein total teueres Vergnügen ist, ein Hindu auf Bali zu sein. Ständig muss man Opfergaben bringen und bei größeren Veranstaltungen, wie Hochzeiten und Geburtstagen zum Beispiel, werden unendlich viel Dekoration, Essen und gute Kleidung sowie Geschenke aufgefahren. Und ständig gibt es religiöse Festtage, die mit dem ultrakomplizierten balinesischen Kalender berechnet werden. Wer da durchsteigt: Hochachtung! Diese ganzen Unkosten bringen die Leute sogar dazu, zum Islam, Christentum oder zum Buddhismus zu konvertieren. Diese Glaubensrichtungen sind einfach billiger im Werben ums Afterlife.
mächtige Banane
heute gibt's mal Kartonpizza und Star Trek
Amed - Samstag, 1. Dezember 2012
Es geht weiter die Küstenstraße entlang, von Candidasa nach Amed. Das ist dort, wo Roat und ich vor vier Wochen das Moped gemietet haben, als wir von Gili Trawangan kamen. Die Küstenstraße ist ziemlich gut in Schuss und es verirrt sich aber kein Tourist hierher. Es ist mal wieder so, als ob die Leute noch nie einen West-Menschen gesehen hätten.
durch Dörfer ...
... an der Küste entlang ...
... und Stränden voller Boote
"Hello Mister!" Jeder will meine Aufmerksamkeit. Ich gebe aber Gas, denn diese oberflächlichen Unterhaltungen in deren übelstem englisch oder meinem übelsten indonesisch führen leider zu nix. Ich kenne das ja auch schon zur Genüge. Nett gemeint, aber die Landschaft ist da doch gerade interessanter und ich bin auch nicht in der Stimmung, so wie sonst meistens.
In Amed angekommen finde ich eine total geniale Bleibe in Banyuwangi mit Meerblick genau nach Osten für den Sonnenaufgang. Ich kann sogar im Bett bleiben, um den Sonnenaufgang durch die ganzen Fenster und Glastüren zu erleben, wenn ich will. Will ich aber nicht.
morgens um 6:00 auf meiner Terasse
geht schon
Amed besteht aus zig Buchten, meist mit steinigem Strand. Aber in verdammt nochmal jeder Bucht kann man super schnorcheln. Ich mache auch noch einen Ausflug nach Tulamben im Norden. Dort kann man Wracktauchen - was echt großartig war. Riesige Schwärme und kleine Gruppen. Und ein richtig großer Barrakuda stand die ganze Zeit an immer der gleichen Stelle herum. Zwar nur mit Schnorchelausrüstung, aber das reicht eigentlich. Und direkt vor meiner Tür liegt auch ein kleines Wrack im Wasser rum.
Fisch
an meinem Hauswrack
ein bunter
Krabbenfänger
in Tulamben
Nach einem längeren Gespräch mit den Guesthaus-Eigentümern (ein älterer Kalifornier und eine Balinesin mit Hang zum Tuschkasten), erzählen sie mir, dass am 3. Dezember eine Leichenverbrennung am Strand stattfindet. Jeder darf hin und Fotos machen sei sogar gern gesehen. Ich lasse mir meinen Sarong korrekt binden und ziehe mein letztes gutes Hemd an. Zum feuern wird kein Holz verwendet, um Kahlschlag zu verhindern; stattdessen hängt ein Benzinkanister im Baum und ein Schlauch führt zu einer Art Flammenwerfer. Es riecht nach Barbeque - ein mittelschwerer Geruch nach Schweinefleisch. Überall fliegen kleine Ascheflocken herum.
Prozession zum Strand
Video: Kremation
Unshockable-Boy
Angst bei Barbeque-Geruch?
always smiling
Um einen Geocache zu erreichen, will ich zu einer kleinen Insel rüberschwimmen. Die Strömungen sind aber so tierisch stark, dass ich mich auf einen Felsen retten muss. Da kommt schon die nächste Welle und schleift mich einen Meter über den muschelbewehrten, kantigen Stein. Das Ergebnis ist eine zerrissene Badehose und wiedergewonnener Respekt vor den Urgewalten. Ich lasse das lieber sein und paddle zum Strand zurück. Da es hier keine vernünftigen Badehosen gibt, greife ich zu Nadel und Faden. Es ist noch ein Stück Sarong aus Indien übrig. Die Schrammen am Hintern lasse ich aber lieber ohne medizinischen Eingriff verheilen.
der Eismann - Ich habe die 8 Kinder, die in der Umgebung waren, eingeladen. Die haben natürlich allen anderen Bescheid gesagt, und am Ende gab es 23 Eis. Dafür kann man schonmal 1,70€ springen lassen :)
Aua
mit vereinten Kräften!
Die vier Tage in Amed gehen rasante schnell vorüber. Ich habe aber eine Bootsfahrt nach Lombok gebucht und muss deshalb weiter. Leider, denn Amed ist meine neue Bali-Lieblingsgegend geworden. Am Abreisemorgen übergebe ich noch schnell das Moped an den Besitzer. Ich hatte ihn zufällig zwei Tage vorher getroffen und mich gut mit ihm unterhalten. Er guckt weder nach Schrammen oder Tankanzeige - voller Vertrauen. Dafür bringt er mich aber netterweise noch schnell zum Hafen - voller Hilfsbereitschaft.
Übermorgen in aller Frühe fliegt Roat wieder nach hause, deshalb wollen wir noch einen anderen Ort sehen. Wir kommen in einer Privatunterkunft (Losmen) unter und wandern erstmal ein bisschen zum Markt und am Strand lang. Jimbaran ist empfehlenswert, wenn man von Kuta und Umgebung den Hals voll hat und in der Nähe des Flughafens bleiben will. Es ist Bali live, ziemlich.
Bootsbauer bauen Boote - schnitz-schnitz
Fisch gibt's - Preis OK aber nicht mein Fall
Angler angeln stehend im Wasser - dieser kommt gerade heraus
hand-made
Wir sitzen im Restaurant am Strand und futtern ein bisschen, da werden neben uns Tische aufgebaut. Eine ewig lange Reihe für Locker 100 Leute. Und daneben noch eine und noch eine. Ein Touri-Bus nach dem anderen entledigt sich seines Mageninhalts direkt in die Restaurants neben uns. Plötzlich wimmelt es nur so von Japanern (?).
Die Meute hat vorbestellt und will Futter!
die kommen wohl wegen dem Sonnenuntergang
Als die Horde wieder abfährt, sind wir schon wieder auf dem Zimmer und schauen uns das Verkehrs-Chaos an, das die lange Schlange an Touri-Bussen verursacht. Es stinkt nach Abgasen und es geht nur langsam voran. Diese Leute kommen wahrscheinlich nur für ein paar Tage nach Bali und werden die ganze Zeit von Ort zu Ort gekarrt. Man will ja schließlich was sehen von der Welt! Reichlich bescheuert.
An nächsten Tag - Sonntag - begeben wir uns auf Nahrungssuche. Ein Warung soll es sein, dort wo die Lokalbevölkerung speist. Gleich um die Ecke findet irgendein Brimborium statt. Eine balinesische Festivität.
Thanksgiving carts?
Happa-Happa am Straßenstand
Hafen von Jimbaran
Und am nächsten-nächsten Tag bringe ich Roat zum Flughafen - es muss so gegen 5:30 morgens sein. Er fliegt nach Barsinghausen, ich plane nach Sanur zu fahren. Aber erstmal muss ich den Regen abwarten. Der Himmel öffnet seine Schleusen und trauert um Roat, seinen treuen Bewunderer.
Strandfestivität in Jimbaran, morgens um 6
es schüttet
Sanur - 19. November 2012
Sanur - englisch ausgesprochen hört sich das wie "snör" an - wird auch gerne "snore" (dt.: schnarch) genannt. Das liegt wohl daran, dass es dort eher öde sein soll.
Ich fahre nach Sanur, um in der Nähe von Denpasar zu bleiben, denn meine Visumverlängerung ist ja noch nicht durch. Es soll am 23. fertig sein.
Ich finde ein nettes Guesthaus mit einem schönen Garten erkunde die Gegend. Hier ist wirklich nicht viel zu tun. Shoppen, Strand- und Hauptstraßenlokale, der Nachtmarkt. Der Strand ist langweilig und schlecht besucht. So öde, dass ich scheinbar nicht mal ein Foto davon gemacht habe.
Garten-Knasti. Nach anstrengendem Singen schaukelt er mit hängendem Kopf auf seiner Stange herum wie ein Besoffener.
Frühstück im Garten - endlich mal reichlich zu Essen inklusive
Meine eine Kontaktlinse macht schon länger zicken und ich brauche Ersatz. Ich gebe mir einen Auftrag: Kontaktlinse checken lassen, ein neues kleines Stativ als Smartphone-Navihalterung für's Moped und ein Außenthermometer besorgen - das versuche ich schon seit Indien. Deshalb fahre ich fast täglich nach Denpasar rein und kurve so durch die Gegend. Es macht riesigen Spaß in dem Verkehrsgewühl und nach ein paar Touren kenne ich mich schon ein bisschen aus. Burger King und Mac Donald's sind auch mal eine willkommene Abwechselung :)
Plastikweihnachtsbäume in Denpasar
Keiner meiner Aufträge ist von Erfolg gekröhnt. Es gibt hier einfach keine harten Kontaktlinsen und daher kann keiner mit der Expertise aufwarten, die eine Untersuchung möglich macht. Aber ich habe ja noch meine Backup-Linsen dabei. Fieberthermometer gibt es, aber kein anderes. Und ein Stativ für den Straßenbau ist dann auch nicht das was ich gesucht hahe.
Am 23. November mache ich noch einen Day-Trip nach Tanah Lot und am nächsten Tag einen nach Uluwatu. Zwei legendäre Tempelanlagen.
Uluwatu - wirklich sehenswert
Uluwatu Sonnenuntergang
Tanah Lot
Uluwatu liegt an einer ca. 50m hohen Steilwand
bei Uluwatu
Tanah Lot war eher schrecklich. Mindestens 200 Verkaufsstände und hunderte von Touristen. Vielleicht muss man morgens um 6:00 dahin kommen. Uluwatu war da schon etwas entspannter und wenn man an der Steilwand nach Süden weitergeht, bekommt man einige geniale Aussichten präsentiert. Es ist zwar eine ziemlich lange und nervenraubende Fahrt dorthin, aber es war jeden einzelnen Tropfen Benzin wert.